Test-Bericht: Billig-Stall oder Hühnerpalast?

Im Rahmen unserer Blogartikelserie über die Haltung von Hühnern im eigenen Garten haben wir bereits einige grundlegende Überlegungen mit Ihnen geteilt und Ihnen eine Auswahl an Hühnerrassen präsentiert, die auch für Anfänger geeignet sind. Wenn Sie nun Gefallen an der Idee gefunden haben, Ihre eigenen Frühstückseier aus dem Garten zu bekommen und sich entschlossen haben, das Projekt „Gartenhühner“ in Angriff zu nehmen, steht die Frage nach der geeigneten Behausung für Ihre neuen Mitbewohner an: Bevor die Hühner einziehen können, benötigen Sie selbstverständlich einen Stall.

Anfängerstall – Kauf oder Eigenbau?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Zuhause für die Hühner zu schaffen: Sie können einen Stall selbst bauen (eventuell nach einem Bauplan), einen Bausatz erwerben oder einen bereits fertigen (eventuell gebrauchten) Stall kaufen. Insbesondere wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, ob die Hühnerhaltung das Richtige für Sie ist und Sie zunächst ausprobieren möchten, wie es so läuft, tendieren Sie wahrscheinlich eher zu einer vorgefertigten Lösung und möchten nicht viel Geld ausgeben. Dies ist auch vernünftig, da die Praxiserfahrung oft erst zeigt, welcher Stall für Ihre Bedürfnisse am besten geeignet ist, obwohl Sie zuvor Bücher über Hühnerhaltung gelesen und in einschlägigen Foren mitgelesen haben.

Gebrauchte Ställe können den Nachteil haben, dass Sie mit dem Stall eine Kolonie roter Vogelmilben mitkaufen, die sich in den Ritzen des Stalls befinden können. Bei neuen und günstigen Bausatzställen können Sie möglicherweise unangenehme Überraschungen bezüglich der Materialqualität erleben. Dennoch kann es sich empfehlen, einen kleinen, preiswerten Stall von akzeptabler Qualität zu kaufen, um ihn zunächst zu testen und später möglicherweise als Gluckenheim oder Quarantänestall zu nutzen.

Unser Praxistest: Günstige Starter-Ställe

Wir haben zwei der günstigsten Hühnerställe, die online als Bausätze angeboten werden, einem ausführlichen Praxistest unterzogen und möchten Ihnen anhand unserer Erfahrungen zeigen, worauf Sie bei der Auswahl eines Hühnerstalls aus dem Internet achten sollten. So können Sie schon vorab die Spreu vom Weizen trennen:

Für unseren Test haben wir Ställe ausgewählt, die genügend Platz für zwei bis drei mittelgroße Hühner bieten sollten, wie es in den Herstellerangaben angegeben war. Wichtig war uns auch, dass der Stall leicht zu reinigen ist, daher waren größere Öffnungen ein Muss. Außerdem sollte der Stall über eine kleine Voliere verfügen, da es in den vergangenen Wintermonaten eine Aufstallungspflicht gab, bei der das Nutzgeflügel unter Dach bleiben musste. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine Mini-Voliere nur einen vor Regen geschützten Kaltscharrbereich schaffen kann und keinen Auslauf ersetzen kann. Solche Ställe sind daher nur als geschützter Raum für die Nacht geeignet und nicht ausreichend für die Hühnerhaltung. Eine gute Vorstellung dazu ist, in einem Tiny House zu wohnen, was verlockend klingt, solange man die Möglichkeit hat, jederzeit ins Freie zu gehen. Niemand möchte Tag und Nacht gezwungen sein, im Tiny House zu bleiben.

Beispiel #1 – Prädikat „Annehmbar nach Aufrüstung“
Unser erstes Testobjekt war die XXL Hühnervoliere von zooprimus, die wir über Hecht bezogen haben. Der Stall besteht aus drei Bereichen: einem Hühnerhaus mit Kotbrett und Sitzstange, einem außen angegliederten Legenest und einer Voliere.

Die Montage der gelieferten Einzelteile gestaltete sich problemlos und konnte von einer Person in etwa eineinhalb Stunden erledigt werden. Der fertige Stall erstrahlte im Garten wie ein Leuchtfeuer. Für diejenigen, die den Farbton mögen – „Orange is the new black“ …

Die Qualität der Ausführung und Konzeption dieses Stalls liegt sicherlich im besseren Bereich der unteren Preisklasse. Die Materialqualität ist zwar nicht überragend – statt des in der Produktbeschreibung angegebenen Kiefernholzes wirkte es eher wie Pappelholz -, aber die Verarbeitung war sauber. Solange man keine hohen Ansprüche an Langlebigkeit stellt, erfüllt dieser Stall seinen Zweck vorerst. Jedoch haben wir bei unserem Testprodukt einige Schwachstellen festgestellt, die wir durch Nachbesserungen behoben haben:

Um die Voliere vor Regen zu schützen, haben wir die Rückseite des Stalls mit Siebdruckplatten verschalt.
Die Voliere haben wir unter das Legenest erweitert, um den Kaltscharrbereich zu vergrößern und das Legenest gegen Eindringlinge zu sichern. Standardmäßig ist nur ein Bretterboden im Rahmen des Legenests lose eingelegt, der von unten leicht hochgedrückt werden kann. Wenn Sie sich nicht die Mühe machen möchten, den Scharrflächenbereich zu erweitern, können Sie den Boden natürlich auch fest verschrauben. Es bietet sich außerdem an, eine geschlossene Dämmschicht auf dem Bretterboden des Legenestes zu platzieren.

Da der Stall ohne zusätzliche Überdachung vermutlich nur bedingt witterungsbeständig ist, haben wir ihn außen komplett mit der Einmal-Lasur HS Plus von Osmo (Farbton „Silberpappel“) gestrichen. Diese Lasur zeichnet sich durch ihre leichte Verarbeitbarkeit, ihre Unbedenklichkeit (geeignet selbst für Kinderspielzeug) und ihre hervorragende Schutzwirkung aus, wie sie sich bereits beim Bau eines Hochbeets bewährt hat.

Um prophylaktisch gegen Milbenbefall vorzugehen und den etwas unangenehmen Geruch der im Werk vorgenommenen Holzimprägnierung zu neutralisieren, haben wir den Innenraum komplett mit Hühnerstallfarbe gestrichen. Diese wurde uns freundlicherweise vom Kalk-Laden Kenter zum Testen zur Verfügung gestellt. Die Hühnerstallfarbe besteht zu 100% aus natürlichen Inhaltsstoffen und unterscheidet sich von herkömmlichem Sumpfkalk dadurch, dass sie auch für Holzoberflächen geeignet ist. Sie ist sehr ergiebig (ca. 20 qm/kg) und reicht neben dem Erstanstrich – abhängig von der Stallgröße – für mehrere regelmäßige Auffrischungsanstriche aus, was der Hygiene im Hühnerstall sehr zuträglich ist.

Das Dach des Stalls haben wir anstelle der vorgesehenen festen Verschraubung mit Scharnieren versehen. Dadurch kann das Dach komplett geöffnet werden, was die Reinigung des Stalls erleichtert und ermöglicht, dass eine gluckige Henne mitsamt ihrem Legenest hineingelangen kann.

Standardmäßig ist das Dach mit Dachpappe bezogen, was jedoch nicht optimal ist, um Milbenbefall vorzubeugen. Dennoch haben wir es belassen, aber zusätzlich einen erweiterten Dachüberstand geschaffen und PVC-Trapezplatten auf dem Hauptdach und dem Legenestdach angebracht, um einen zusätzlichen Wetterschutz zu gewährleisten.

Die Hühnerleiter im Inneren des Stalls sollte laut Montageanleitung verschraubt werden. Für eine leichtere Reinigung haben wir auch hier ein Scharnier eingefügt, damit die Leiter nach oben geklappt werden kann. An der Hühnerhaustür haben wir den billigen Holzriegel durch einen stabileren Metallriegel ersetzt.

Um den Stall mobil zu machen, haben wir ihn auf eine Siebdruckplatte mit Rädern montiert, wobei Dichtungsringe als Abstandshalter dienten. Zwei Winkeleisen dienen als Griffe, um den Stall leicht zu verschieben. Durch die wasserfeste Siebdruckplatte kann der Kaltscharrbereich bei Bedarf nun auch ausgespritzt werden.

In dieser umgebauten Form ist der Stall gut als Übergangslösung, Quarantänestall, Gluckenheim, Küken- oder Wachtelstall verwendbar. Für drei mittelgroße Hühner ist er jedoch auf Dauer zu beengt. Dennoch wurde der Stall von unseren „Probanden“ ohne Zögern angenommen und wird tagsüber gerne zum Legen und abends als Schlafplatz genutzt. Dies ist nicht bei allen auf dem Markt angebotenen Ställen der Fall, da es verschiedene Gründe für eine Ablehnung geben kann, wie zum Beispiel das Stallklima, die Ausleuchtung oder bei älteren Ställen der Befall mit Milben.

Mankos, die aufgrund der geringen Dimensionen nicht zu beheben sind:
Die Sitzstangen verdienen kaum ihren Namen, da sie nur etwa zwei Fingerbreit über dem Kotbrett angebracht sind und in einem Abstand, der nur die Nutzung einer Stange überhaupt ermöglicht. Als Einstreu im Kotbrett hat sich bei uns sogenannte „Vogelerde“ bewährt: Sie trägt nicht auf, dehydriert den Kot und bindet so rasch Gerüche. Für einen so kleinen Stall, wie es ein Gluckenheim oder Kükenheim ist, ist Vogelerde eine gute Wahl, jedoch nicht empfehlenswert für größere Ställe aus Kostengründen.
Eine „Milbenfalle“ (dazu mehr in einem weiteren Beitrag) lässt sich im Fall dieses Hühnerhauses von zooprimus jedoch nicht installieren, und gute Hygiene ist nur bei täglichem Ausmisten möglich. Bei drei Hühnern muss eines zwangsläufig in das Legenest ausweichen, wodurch auch dieses Nest schnell mal verschmutzt wird …

Das begrenzte Platzangebot in der Voliere erfordert zudem kreative Lösungen bezüglich Tränken und Futterautomatinstallation. Der gesamte Platz wird immerhin als Bewegungsfläche benötigt. Die üblichen Futterautomaten und Tränken für Wachteln nehmen zu viel Platz weg. Wir haben verschiedene platzsparende Versionen ausprobiert: Hühner, die mit Nippeltränken nicht vertraut sind, müssen sich zunächst daran gewöhnen. Für diejenigen, die es ausprobieren möchten, gibt es die Rohrteile für eine kleine DIY-Nippeltränke in jedem Baumarkt, und die Nippel können über Ebay erworben werden. Wir sind jedoch wieder davon abgekommen, da das Rohrsystem schwer zu reinigen ist.

Auch der DIY-Futterautomat aus Sanitärrohren, den Sie auf einem der Bilder sehen können, hat sich in dieser Form bei uns nicht bewährt, da die Hühner das Futter herausschmeißen.

Am besten funktionierte ein kleiner Futterbehälter, der auf Backsteine gestellt wurde, im Kaltscharrbereich, sowie eine große aufgehängte Tränke vor der Tür.

Beispiel #2 – Prädikat „Weniger empfehlenswert“
Wenn Sie sich fragen, ob es noch billiger geht, lautet unsere Antwort „Ja und Nein“. Ja, es geht noch billiger, aber die Qualität lässt dann zu wünschen übrig. Das HTI-Line Hühnerhaus „Anja“ haben wir getestet, um es mit unserem ersten Beispiel zu vergleichen. Im Bild sehen Sie beide Ställe: linksdie XXL-Hühnervoliere von zooprimus und rechts das Hühnerhaus „Anja“ von HTI-Line …

[Bild 2 x billiger Hühnerstall]

Lobend lässt sich bei dem HTI-Line Hühnerhaus lediglich erwähnen, dass es bei kurzfristigem Bedarf eine kostengünstige Notunterkunft für ein Huhn bietet. Ansonsten haben wir einige Mankos festgestellt:

Die Material- und Ausführungsqualität entspricht dem niedrigen Preis (unter 100 Euro). Für diesen Preis kann man keinen hochwertigen Stall erwarten. Das Holz splittert leicht bei der Montage, und die Größe reicht gerade einmal als provisorisches Zuhause für zwei kleine oder ein mittelgroßes Huhn aus (obwohl in der Produktbeschreibung sogar von Gänsen die Rede ist).

Die Schiebetüre zum oberen (mehr oder weniger) geschützten Bereich ist für langbeinige Hühner zu niedrig und lässt sich nicht sichern. Der obere Bereich verfügt lediglich über eine Holztüre und ein Gitter, sodass er nur bedingt vor Wind und Wetter schützt. Die Rückwand besteht aus einer ultradünnen Sperrholzplatte. Eine Sitzstange gibt es nicht, nur ein Kotbrett. Alles in allem ist dieser Stall eher als Kaninchenstall für den Sommer auf der überdachten Terrasse geeignet.

Trotz dieser Mankos haben wir versucht, das HTI-Line Hühnerhaus ebenfalls zu verbessern. Wir haben den Ministall erweitert, um ihn als Gluckenheim nutzen zu können. Dazu haben wir ein Mittelteil mit eingezogenem Boden und eine halbgewendelte Treppe hinzugefügt, um die Nutzfläche zu vergrößern. Unter dem Satteldach haben wir einen Rahmen eingebaut, sodass es aufklappbar wurde und die Glucke samt Legenest von oben eingesetzt werden kann. Das gesamte Konstrukt besteht nun aus drei Teilen, die mit Spannverschlüssen zusammengehalten werden, wodurch der Stall leicht versetzt werden kann. Mit diesen Verbesserungen ist der Stall nun für eine Zwerghenne mit Küken geeignet. Dennoch muss betont werden, dass der Aufwand bis hierhin nicht für jedermann geeignet ist.

Empfehlung: In eine langfristige Hühnerhaltung gut investieren!

Auf lange Sicht führt kein Weg an einem solide gebauten Stall vorbei. Es gibt namhafte Hersteller, die hochwertige Ställe anbieten, jedoch verlangen sie auch entsprechend hohe Preise. Wer jedoch plant, einen eigenen Hühnerstall zu bauen, sollte sich keine Illusionen über die Kosten machen. Auf Gartenhuehner.de wird beispielsweise eine Bauanleitung für einen sehr ausgeklügelten Hühnerstall angeboten, dessen Materialkosten mit 700 Euro angegeben werden.

Für diejenigen, die es nicht ganz so aufwendig mögen und eventuell zusammen mit ihren Kindern einen einfachen kleinen Hühnerstall für ein halbes Dutzend Zwerghühner bauen möchten, empfehlen wir einen Blick auf die Website www.plan-de-poulailler.fr. Dort werden 12 Baupläne für kleine, einfache Hühnerställe zum Selberbauen angeboten. Die Baupläne sind zwar auf Französisch, aber weitgehend selbsterklärend. Der Preis für das Bauplan-Paket beträgt 13,90 Euro.

Nach unseren Erfahrungen der letzten Monate und den Erkenntnissen darüber, was gut funktioniert und was nicht, haben wir uns entschieden, unseren eigenen Stall zu planen und bereits mit dem ersten Bauabschnitt begonnen. Ziel ist es, den Stall vor dem Wintereinbruch fertigzustellen, damit er bereit ist für den Einzug unserer „Probanden“… Mehr dazu in Kürze.

Was spricht für das Selberplanen und -Bauen eines Hühnerstalls?

Das Projekt „Hühnerstall selber bauen“ sollte nicht unterschätzt werden, vor allem wenn eigene Planungen vorausgehen. Wenn man den Stall selbst plant, kann er vollständig auf die eigenen Ansprüche zugeschnitten werden. Unsere Vorgaben waren beispielsweise:

  • der Stall sollte für 6-12 Hühner ausgelegt sein, wobei ein halbes Dutzend die „Stammbesatzung“ bildet und Nachwuchs zeitweise ebenfalls Platz haben sollte
  • der Stall sollte bei Bedarf in zwei Bereiche trennbar sein
  • beide Seiten sollten jeweils mit einem elektronischen Pförtner für die Hühnerklappen versehen werden
  • der Stall sollte eine überdachte Voliere haben
  • unter dem Stall sollte ein Kaltscharrbereich zur Verfügung stehen,
    der Stall sollte leicht zu reinigen sein
  • die Möglichkeit zur Installation einer Milbenfalle sollte gegeben sein
  • die Bausubstanz sollte ein gutes Raumklima gewährleisten, so wie man es auch bei Wohnhäusern wünscht.

Wie wir unseren Stall im Detail umgesetzt haben, aus welchen Komponenten er besteht und welche Überlegungen wir im Vorfeld der Umsetzung angestellt haben, erfahren Sie in unserem Beitrag „Gartenhühner (6) – Hühnerstall planen & bauen„.

Folgende (oder baugleiche) Produkte haben wir Ihnen in diesem Artikel vorgestellt:

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