Gartenhühner – eine Auswahl geeigneter Rassen

Nach sorgfältiger Vorüberlegung ist es an der Zeit, das Projekt „Gartenhühner“ mit einer genauen Bestandsaufnahme des verfügbaren Platzes und der Auslaufmöglichkeiten voranzutreiben. Hierbei stellen sich folgende Fragen:

  • Wo kann der Hühnerstall platziert werden?
  • Welche Größe ist für den Stall möglich und notwendig?
  • Welche Hühnerstall-Typen sind laut Baurecht erlaubt?
  • Wie kann der Auslauf gestaltet werden?
  • Ist für einen ländlichen Standort ein komplett freier Auslauf möglich oder muss ein Zaun errichtet werden?

Die Antworten auf diese Fragen sind nicht nur für die Gartenplanung relevant, sondern auch entscheidend für die Auswahl der passenden Hühnerrasse(n). Schließlich haben die verschiedenen Hühnerrassen höchst unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse: Einige Hühner sind ausgezeichnete Futtersucher und fühlen sich mit uneingeschränktem Auslauf am wohlsten, während andere aufgrund ihres Gewichts oder ihrer speziellen Federkleider nicht fliegen können und nur begrenzte Bewegungsfreiheit benötigen.

Geeignete Hühnerrassen für die Gartenhaltung

Für die Haltung von Gartenhühnern sind vor allem Rassen geeignet, die nicht allzu flugfreudig sind und einen zutraulichen, ausgeglichenen und ruhigen Charakter haben. Bei unserer Wahl der Hühnerrasse waren insbesondere folgende Eigenschaften entscheidend:

  • Zutraulichkeit
  • Freundlichkeit und Verträglichkeit
  • Legeleistung und Fleischqualität (Zwiehuhn)
  • Bruttrieb
  • Farbschläge und gesamte Optik
  • Wetterfestigkeit
  • Futtersuche (Auslaufbedarf, Scharrverhalten)
  • Flugverhalten

Besonders bei (freilaufenden) Gartenhühnern wird die Zutraulichkeit geschätzt – ähnlich wie bei anderen Haustieren. Ein sanftmütiger Charakter und ein friedliches Miteinander sind ideale Voraussetzungen für eine stressfreie Haltung. Da uns die Hühner natürlich mit Eiern versorgen sollen, war uns eine Legeleistung von etwa 180 Eiern pro Jahr wichtig. Zusätzlich sollte es sich um eine Zwiehuhnrasse handeln, die auch für eine Fleischgewinnung geeignet ist. Ein vorhandener Bruttrieb ist ein Indikator dafür, dass die Rasse noch natürliche Instinkte besitzt, die bei der Zucht auf Wirtschaftlichkeit oft verloren gehen. Natürlich legten wir auch Wert auf die optische Erscheinung der Hühner und schlossen von vornherein Rassen mit weißen Farbschlägen aus, um keine zu offensichtlichen Beute für Raubvögel anzuziehen. Um widrige Wetterbedingungen gut zu überstehen, sollten unsere Hühner wetterfest sein. Wir berücksichtigten auch den Auslaufbedarf und nahmen etwas schlechtere Futtersucher in die engere Auswahl, die zwar bei Freilauf zusätzliches Futter benötigen, aber den Garten weniger bearbeiten. Zuletzt sollte die Flugfreude nicht allzu stark ausgeprägt sein, damit die Hühner bei Bedarf leichter unter Kontrolle gehalten werden können.

Groß oder Zwerg – die richtige Größe für den Garten

Möglicherweise denken manche, dass es bei begrenztem Platz im Garten sinnvoller ist, kleine bis mittelgroße Hühnerrassen zu wählen. Allerdings geht die Annahme „Kleines Huhn, weniger Platzbedarf“ nicht immer auf, da kleine Hühnerrassen oft agiler sind als größere Exemplare. Die gemütlicheren unter den Zwergen ähneln den großen Rassen eher, indem sie ebenfalls behäbig und genügsam sind. Die Eigenschaften der Zwerghühnerrassen ähneln also weitgehend denen der großen Rassen, nur dass sie etwas kleiner und leichter sind und kleinere Eier legen.

Da wir das Experiment „Gartenhühner“ zunächst mit nur drei Hühnern starten wollten, jedoch normale große Eier bevorzugten, beschränkten wir uns vorerst auf große Rassen. Nachdem wir die typischen Merkmale der Rassen abgewogen hatten, kamen folgende in die engere Auswahl:

  • Australorp (gute Legeleistung, frühreif, elegantes Erscheinungsbild, jedoch agil und flugfähig, wenig Bruttrieb)
  • Bielefelder Kennhuhn (sehr gute Legeleistung, fliegt nicht, wenig Bruttrieb)
  • Cochin (guter Bruttrieb, durch tiefen Stand und befiederte Läufe weniger „geländegängig“, geringe Eierproduktion)
  • New Hampshire (robuste Hühner mit idealen Eigenschaften für die Gartenhaltung, wenig Bruttrieb)
  • Orpington (guter Bruttrieb, aufgrund von Größe und Gewicht viel Platz im Stall erforderlich, oft schlechte Befruchtungsrate)
  • Plymouth Rock (großes, robustes Huhn, flugfaul, wenig Bruttrieb)
  • Sussex (großes, robustes Huhn mit idealen Eigenschaften für die Gartenhaltung, wenig Bruttrieb)
  • Wyandotte (viele hübsche Farbschläge, ideal für die Gartenhaltung, legt im Winter keine Eier)

Die passende Wahl: Sympathie entscheidet

Die Australorps waren zunächst aufgrund ihres unglücklichen Namens – der aus der Kreuzung australischer Hühnerrassen mit Orpingtons entstand – die letzten Hühner, mit denen wir uns intensiver beschäftigten. Doch am Ende fiel unsere Entscheidung tatsächlich zugunsten dieser Rasse aus: Die drei halbwüchsigen Australorp-Hühnchen, die wir in unseren Garten holten, erwiesen sich als echter Glücksgriff. Sie waren nicht nur liebenswert und leise, sondern auch vorbildlich im Verhalten – ohne dabei langweilig zu wirken. Ihr Erscheinungsbild tat sein Übriges: Das glänzende schwarze Gefieder mit grünem Schimmer, die dunkelgrauen Läufe und die cremefarbenen Krallen und Sohlen verliehen ihnen eine einzigartige Schönheit. Besonders faszinierend waren ihre dunkelbraunen „Knopfaugen“, die uns regelrecht verzauberten und sofort eine Verbindung zu den Tieren aufbauten.

Australorps: Charakterstarke Entdecker

Die Australorps erwiesen sich als aufgeweckte, aber keineswegs hektische Hühner. Schon nach drei Tagen hatten sie aus der Hand gefressen und kamen auf Zuruf angelaufen – vor allem, wenn leckere Köstlichkeiten wie Mehlwürmer oder Melonenschnitze lockten. Ihre Entwicklung verlief wie erwartet, und sie begannen bereits mit einem knappen halben Jahr mit dem Eierlegen.

Diese Hühnerrasse ist perfekt für einen Garten mit üppigen Stauden und schattenspendenden Gehölzen geeignet. Solche Areale entsprechen den natürlichen Bedürfnissen der Hühner, die gerne scharren und picken. In gut bewachsenen Bereichen wird jedoch kaum gescharrt, sondern die Hühner wandern ruhig und bedächtig umher. Das wühlende Verhalten ist vor allem an Stellen zu beobachten, wo offene Erde oder Laub zu finden ist.

Wenn die Hühner ausreichend Platz haben und genügend Futter erhalten, braucht man sich keine Sorgen über giftige Pflanzen zu machen. Der natürliche Instinkt der Tiere bewahrt sie vor solchen Gefahren. Selbst die Maiglöckchenmatten in unserem Garten haben den Hühnern nicht geschadet.

Die ideale Kombination: Freilauf und begrenzter Gartenzugang

Die Haltung von Hühnern im Garten bereitet Freude und dient nicht zuletzt dem biologischen Pflanzenschutz: Unter niedrigen Gehölzen und Rosensträuchern legen sich die Hühner gerne Kuhlen für Staubbäder und Ruheplätze an. Wenn wir im Garten arbeiten, sind sie stets in unserer Nähe. Hühner im Garten sind eine natürliche Methode, um Schädlinge wie den Buchsbaumzünsler zu bekämpfen – diese werden einfach weggepickt.

Um den Garten vor zu vielen Hinterlassenschaften der Hühner zu bewahren (Hühner haben ein sehr aktives Verdauungssystem), empfiehlt es sich, ihnen einen großen Auslauf zu geben und sie nur unter Aufsicht oder beispielsweise in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen im Garten frei herumlaufen zu lassen. Die beste Lösung für Mensch und Tier ist ein Garten mit beschränktem Zugang, der gleichzeitig Freilauf in anderen Bereichen ermöglicht.

Alleine gelassene Australorps können recht unternehmungslustig sein. Obwohl sie schnell eine Bindung zum Stall entwickeln und von ihren Ausflügen immer von selbst zurückkehren, mögen nicht alle Nachbarn ihren ungebetenen Besuch. Vor allem pubertierende Australorps können aus dem Stand gut und gerne über 1,60 Meter hochfliegen. Falls kein uneingeschränkter Freilauf möglich ist, sollten sie durch einen hohen Zaun begrenzt werden.

Für wen sind Australorps geeignet?

Hühner dieser Rasse sind – sofern die örtlichen Gegebenheiten ihren Bedürfnissen entsprechen – auch für Anfänger empfehlenswert: Sie sind robust, sanftmütig und vor allem äußerst fleißige Eierleger. Die Australorp-Hühner haben sich zu einer unserer Lieblingsrassen entwickelt. Allerdings sind sie weniger für sehr kleine Gärten geeignet. Diese Hühner fühlen sich am wohlsten, wenn sie auf Erkundungstour gehen können und es ausreichend Buschwerk gibt. Daher empfehlen wir sie vor allem für Freilandhaltung, wenn Nachbarschaftsbesuche erwünscht sind, oder für große Gärten mit viel Buschwerk und hohen Einfriedungen. Letztendlich hängt die Entscheidung von den örtlichen Gegebenheiten und persönlichen Vorlieben ab, ob diese Rasse einem zusagt.

White (Plymouth) Rock: Massiv, aber leistungsstark

Auf der Suche nach weiteren schwarzen Australorps wurde uns von einer Hobbyhalterin ein „weißes Australorp-Jungtier“ angeboten. Obwohl die gelben Läufe darauf hinwiesen, dass es sich nicht um ein Australorp handelte, nahmen wir das Tier dennoch mit.

Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass es sich bei dem Tier um eine White-Rock-Henne handelte: eine regelrechte Wuchtbrumme, inzwischen die Alpha-Henne in der Schar, zutraulich, verfressen und äußerst robust. Mit durchschnittlich fünf großen Eiern pro Woche von jeweils etwa 75 Gramm erwies sie sich als extrem gute Eierlegerin.

Die White Rocks, eine Varietät der Plymouth Rocks, sind in unseren Breitengraden unter Hobbyhaltern kaum bekannt. Doch im englischsprachigen Raum erfreuen sich die White-Rock-Hühner großer Beliebtheit bei Haltern, die die idealen Eigenschaften dieses Zwiehhuhns für Selbstversorger zu schätzen wissen – gute Mästbarkeit und Legefreudigkeit über mehrere Jahre hinweg! Aufgrund ihrer Legefreudigkeit, des geringen Bruttriebs und ihrer Robustheit wurden die White Rocks auch als Ausgangsrasse für Legelinien genutzt.

Trotz ihrer Masse – unsere Henne wiegt 3,5 kg – sind die White Rocks erstaunlich beweglich und erinnern an „Eddie, the Eagle“: Beweglichkeit gepaart mit Verfressenheit und Intelligenz führt gelegentlich zu dem Versuch, auf Entdeckungstour zu gehen. Die Einzäunung sollte – vor allem in ebenem Gelände – mindestens 1,60 Meter hoch sein, um Ausbruchsversuche zu verhindern.

Wenn die örtlichen Gegebenheiten passen, sind die White Rocks äußerst unkomplizierte Hühner. Die Frage stellt sich also, warum sie bei uns nicht so verbreitet sind, obwohl sie so robust und gut für die Hobbyhaltung geeignet sind. Die Erklärung liegt wahrscheinlich darin, dass Hobbyhalter zunehmend ausgefallenere oder trendige Hühnerrassen bevorzugen. Die Wahl der Hühnerrasse scheint heutzutage immer mehr zu einer Prestige-Angelegenheit zu werden. Obwohl die White Rocks nicht auf optische Merkmale gezüchtet wurden, sind gut gepflegte Tiere doch beeindruckende Erscheinungen und verdienen unsere absolute Empfehlung für Selbstversorger.

Fazit

Die Auswahl der richtigen Hühnerrasse für die Gartenhaltung erfordert sorgfältige Überlegungen. Bei der Entscheidung sollten nicht nur die rassetypischen Eigenschaften, sondern auch der verfügbare Platz und die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden. Für unseren Garten haben wir uns für die charmanten Australorps entschieden, die durch ihre Zutraulichkeit und gute Legeleistung überzeugen. Sie fühlen sich in unserem Staudengarten mit ausreichend Buschwerk besonders wohl und sorgen für eine natürliche Schädlingsbekämpfung.

Zusätzlich bereichern die imposanten White-Rock-Hühner unsere Hühnerschar. Obwohl sie noch weniger bekannt sind, haben sie sich als äußerst robuste und leistungsstarke Hühner erwiesen. Ihre gute Mästbarkeit und Eierleistung machen sie zu wertvollen Gefährten für Selbstversorger.

Die Auswahl der passenden Hühnerrasse hängt letztendlich von den individuellen Vorlieben und den Gegebenheiten des Gartens ab. Die richtige Entscheidung führt zu einer glücklichen und harmonischen Gemeinschaft von Mensch und Huhn im Garten.

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